Im Dunkel des Dschungels

Wenn die Sonne hinter dem Regenwald verschwindet, geht für viele Tropentiere der Tag erst los: Jaguare, Ozelots und Langschwanzkatzen schleichen durch ihre Reviere, Wickelbären verlassen ihre Baumhöhlen, um auf Früchte- und Eiersuche zu gehen, und unscheinbare, grüne Blattflecken entpuppen sich als stimmgewaltige Baumfrösche.

Ein Dschungel bei Nacht ist ein Erlebnis, das den beschränkten menschlichen Sinnen bisher weitgehend verschlossen geblieben ist. Den Nachtschwärmern im Tierreich stehen dagegen hoch entwickelte Organe zur Verfügung, um sich trotz Dunkelheit zu Recht zu finden. Mit Hilfe ihrer großen Augen und zahlreichen Tasthaaren ist die Langschwanzkatze so gut orientiert, dass sie akrobatische Sprünge auf schmalen Ästen vollführt. Manche Spinnen können mit ihren Beinen hören, und Fledermäuse verschaffen sich mit Hilfe von Geräuschen ein genaues Bild von ihrer Umgebung - zum Leidwesen so manches Frosches.

Mit seiner feinen Nase kann ein Ozelot die Spur von Nagetieren bis zu ihren Verstecken verfolgen, während Jaguare mit guten Augen und Ohren auf die größeren Pekaris lauern. Allerdings verfügen auch die potenziellen Opfer über exzellente Sinne, und so entwickeln sich viele nächtliche Jagden zu einem nervenzermürbenden Versteckspiel. Erscheint der Dschungel uns bereits tagsüber unheimlich, so sind die Streifzüge in der Dunkelheit nur etwas für starke Nerven: Jaguare und Vampirf-ledermäuse, Korallenschlangen und Wickelbären - sie alle blieben unseren Blicken bisher verborgen.

Neueste Kameratechniken enthüllen die Geheimnisse eines zentralamerikanischen Dschungels. Ein Jahr lang verbrachten dafür Richard und Carol Farneti Foster in Belize schlaflose Nächte. Mit Infrarottechnik, ferngesteuerten Kameras und Selbstauslösern kamen sie auch den scheuesten Urwaldbewohnern auf die Schliche. Ihr Porträt der Dunkelheit ist derart atmosphärisch dicht, dass einem der Urwald bei Tag dagegen fast fade erscheint.

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